Fleisch

Die Sonne scheint fahl in die Großstadtschluchten und einsam streife ich durch die Betonwüste. Ich bin auf der Suche. Mein Hunger treibt mich voran. Woran werde ich mich heute laben?

Aufmerksam betrachte ich mir das Treiben auf der Straße und biege in die nächste Gasse ein. Im Hinterhof gibt es eine Suppenküche. Große Kinderaugen mustern mich, als ich beginne Süßigkeiten zu verteilen. Sie sind die verstoßenen Geschöpfe dieser Gesellschaft, ungewollt und unvermisst.

Ein vermeintliches Geschwisterpaar zieht plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Hübsche blonde Locken umrahmen ihr schmutziges Gesicht und seine verschmitzten, blauen Augen lassen mich innerlich jubeln. Ich habe ein verlockendes Angebot für sie. Freundlich bitte ich sie zu mir nach Hause, eine warme Mahlzeit und ein Bad warten dort auf sie. Meine wohlwollende Art scheint sie zu überzeugen und wonach sie nichts zu verlieren haben, begleiten sie mich erwartungsvoll.

An meiner Wohnungstür angelangt, wirken sie aber nicht mehr so überzeugt. Ich muss sie durch die Tür schieben, als ihnen der beißende Geruch faulenden Fleisches entgegen schlägt. Das Schloss rastet ein und die zwei stehen verängstig im Flur. Ich dränge sie ins Wohnzimmer. In einer Ecke steht eine Truhe mit Schloss. Mit einem Ruck packe ich das Mädchen und stopfe sie in die Kiste. Sie wird mir später zu Willen sein.

Den Jungen nehme ich mir als Erstes vor. Wie ein Schweinchen quiekt er, als ich ihm die Kleider vom Leib fetze und ihn an Händen und Füßen fessle. Dank Klebeband hält er endlich still. Ich lasse Wasser in die Badewanne ein, so heiß es geht. Dann schnappe ich mir das wimmernde Bündel vom Wohnzimmerboden. Mit dem Bad hatte ich nicht gelogen, mit der warmen Mahlzeit auch nicht, aber dazu später mehr.

Laut platschend lasse ich ihn in das heiße Wasser fallen. Sein durchdringendes Kreischen verrät mir seine Pein, an der ich mich gern ergötze. Blanchieren nennt man das?

Als seine Haut sich puterrot gefärbt hat, erlöse ich das zappelnde Würmchen von seiner Qual, indem ich ihn mit kaltem Wasser abdusche. In sich zusammengerollt lässt er jetzt alles mit sich machen. An den Füßen hänge ich ihn über der Wanne auf und gehe in die Küche.

Zwischen all dem aufgehäuften Geschirr und Resten vorheriger Mahlzeiten, ziehe ich ein großes, scharfes Messer heraus, das richtige Werkzeug für mein Vorhaben. Entschlossen kehre ich dann ins Bad zurück und packe den Buben am Schopf. Seine Haut wirkt jetzt wie rotes Pergament.

Als er das Messer sieht, fängt er wieder an zu winseln. In meinen Ohren wirkt es wie Fingernägel auf der Tafel und ich möchte nichts sehnlicher, als dieses schreckliche Geräusch auszuschalten. Jetzt setze ich die Klinge an seine Kehle und beginne zu schneiden. Ich hätte das Messer doch noch mehr schärfen sollen, kommt es mir in den Sinn, als ich mehrere Züge brauche, bis ich den Hals endlich weit genug geöffnet habe, damit das Blut heraus strömen kann.

Zuckend hängt er nun kopfüber da, während sich in der Wanne eine breite Blutlache sammelt. Es wird ein Weilchen dauern, bis er zur weiteren Verarbeitung gut genug ausgeblutet ist. Doch so lange möchte ich nicht warten. Unterhalb des Nabels steche ich in den Bauch und öffne säbelnd die Haut- und Muskelschichten. Seine Eingeweide quellen heraus. Wahrscheinlich hat er noch ein paar Sekunden dieser Qual bei vollem Bewusstsein miterlebt, bis ihn der Blutverlust endlich bewusstlos werden ließ.

Die Gedärme klatschen in die Wanne.

Wenn ich nicht solch einen Hunger hätte, würde es mich wahrscheinlich ekeln.

Mit beiden Händen stecke ich in der offenen Wunde und ziehe die blutigen Innereien heraus. Das satte Rot ergibt einen herrlichen Kontrast zu dem matten Weiß der Wanne und den Fliesen.

Nachdem ich nun endlich alles Innenleben entfern habe, das sich als blutiger, matschiger Klumpen am Wannenboden aufhäuft, nehme ich den Wasserschlauch der Dusche und spüle den Rumpf von allen Resten frei. Stück für Stück zerlege ich nun den Körper. Ein paar Teile lege ich für Später beiseite, obwohl ich weiß, dass mein Tiefkühlfach schon bis zum Bersten gefüllt ist. Doch ich kann einfach nicht anders. Ich kann dieses gute Fleisch nicht achtlos in den Müll werfen, ich muss es für karge Zeiten konservieren.

Teile des Oberschenkels werde ich jetzt weiterverarbeiten, ein leckeres Abendessen daraus kochen. Sie wird es lieben.

Den Rumpf lasse ich vorerst hängen, bis ich weiß, was ich damit anfangen werde.

In der engen Küche schneide ich kleine, mundgerechte Stücke aus dem Fleisch und werfe sie in einen Kochtopf. Fein abgeschmeckt lasse ich das Gericht nun köcheln, bis es gar ist.

Mit einem gut gefüllten Teller gehe ich schließlich ins Wohnzimmer zurück. Natürlich sitzt sie noch in der Kiste. Wo sollte sie auch hin? Den dampfenden Teller stelle ich auf den Tisch, bevor ich das Schloss an der Truhe öffne. Mein durchdringender Blick lässt sie erstarren. Ich hasse es allein zu essen, also wird sie mir Gesellschaft leisten. Ich zerre sie zu mir an den Tisch und meinen Arm fest um sie geschlungen, zwinge ich ihr einen Löffel voll des heißen Fleisches in den Mund. Sie würgt, doch hat sie keine andere Wahl als es runter zu schlucken. So wird ihr Brüderchen immer bei ihr sein, gut gewürzt und zart gekocht. Ich empfinde es als Genuss und erfreue mich an dem Geschmack, der meinen Hunger endlich stillt. Was jetzt noch fehlt, ist ein Gläschen Wein.

Als ich mit der Flasche zurück komme, sehe ich ihr an, dass sie kurz vor dem Erbrechen steht, so weiß ist ihr Gesicht. Wieso kann sie es nicht zu schätzen wissen, welch gutes Mahl ich für sie zubereitet habe? Es ist wohlschmeckend, bekömmlich und wärmend, genau richtig für die anbrechende kalte Jahreszeit. Die Tränen in ihren Augen verraten jedoch alles, aber das kann ich nicht akzeptieren. Den guten Wein werde ich wohl an ihr verschwenden müssen und setze die Flasche an ihre Lippen. Ein halber Liter des edlen Gesöffs läuft ihre Kehle hinunter. Sie wehrt sich nicht. Dann kann ich nur noch warten, bis der Alkohol ihr Hirn vernebelt.

Ich hole einen weiteren Teller des köstlichen Gerichts, da der erste mittlerweile erkaltet ist. Endlich isst sie davon, ihr anfänglicher Ekel scheint durch den Wein gemildert.

Und wie es bei einem Date so läuft, kommen wir uns nach dem Essen näher. Ich weiß, dass ich mich ihr aufzwinge, aber ich kann nicht länger warten und spüre, dass sie es ebenfalls möchte, auch wenn sie es nicht offen zeigt. Ihr Geschrei macht mich jedoch verrückt. Viel zu viel Aufheben macht sie um das, was hier geschieht. Ich kann ihre Stimme nicht mehr ertragen und lege meine Hände um ihren schmalen Hals, um sie daran zu hindern weitere Geräusche von sich zu geben.

Ganz leise geht sie nun zugrunde. Fast schon traurig beobachte ich ihren Todeskampf und warte bis zu dem Moment, als ihr Augenlicht bricht.

Wie eine Puppe liegt sie nun auf meinem Sofa, regungslos und blass.

Es ist Schlafenszeit.

Ich stecke ihren leblosen Körper in ein hübsches Nachthemd und trage sie in mein Schlafzimmer. Zwischen den anderen mumifizierenden Körpern sinke ich auf das Laken und halte sie fest in meinem Arm. Es ist eine Wohltat, satt und zufrieden ins Bett zu gehen.

Leider ist es mir nicht öfters vergönnt, so zu empfinden.

Aber heute geht es mir gut.